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Robert Carl Blank: ungefähr genau hier. (Review)

Artist:

Robert Carl Blank

Robert Carl Blank: ungefähr genau hier.
Album:

ungefähr genau hier.

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folk, Folkrock, Singer/Songwriter, Deutschpop, Blues, Liedermacher

Label: Songwerft
Spieldauer: 55:14
Erschienen: 05.04.2024
Website: [Link]

"Die Lieder für dieses Album entstanden als unscheinbare Samenkörner während der Corona-Zeit", erinnert sich ROBERT CARL BLANK an die Anfänge von dem, was viel später einmal eine der besten Deutschpop-/Liedermacher-Platten des Jahres 2024 werden sollte (so, jetzt ist es schon raus!). "Ich schrieb und schrieb, nahm erste Demos auf, verkroch mich regelmäßig in Spanien für die Arbeit an den Liedern." Die Vor- und Feinarbeit an den "unscheinbaren Samenkörnern", die später vom Produzenten Jörn Schlüter zur edlen Blüte gebracht wurden (dazu weiter unten mehr), hat sich gelohnt. 

Fast 50 Jahre alt musste ROBERT CARL BLANK werden, um sein erstes deutschsprachiges Album herauszubringen. Und dann gleich ein so herausragendes wie "ungefähr genau hier.". Man ist abwechselnd elektrisiert von so viel melodischer Grandezza der Melodien und berührt von der Sensibilität der Texte. Es gibt ja derzeit kaum einen ehrenvolleren "Liedermacher"-Vergleich als den mit Gisbert zu Knyphausen oder Dota Kehr - aber in dieser Liga spielt der 1975 in Frankfurt/Main geborene BLANK jetzt tatsächlich. 

So beginnt das vorab ausgekoppelte Lied "Der Seemann" mit dieser Strophe: "Guten Morgen, steh auf/ein neuer Tag/Schau in den Spiegel und sag/dass du dich magst/Du kannst ruhig lügen/kriegt ja sonst keiner mit/Außer der Affe/der auf deiner Schulter sitzt." Es geht um Selbstakzeptanz, um Depressionen, den Frust und seine Bewältigung, auch um eine Anleitung zum Lebensmut. Und trotz all der Melancholie ("Alles dreht sich/nichts kommt dabei raus/Ein Aschenbecher voll/mit grandiosen Ideen/Der letzte macht das Licht aus") findet der Wahl-Hamburger hier so leichte, unprätentiöse Worte, dass man aus dem Staunen kaum heraus kommt.

Als "Chronist des Lebens in seinen Schönheiten und Sonderbarkeiten" schildert das zu Recht glückliche Label Songwerft seinen Schützling ROBERT CARL BLANK, und es hebt dessen "Blick auf alles Menschliche" hervor. Volltreffer. Diese lakonisch-raue Empathie fand sich auch früher schon auf englischsprachigen, zwischen Blues, Folkrock, Beatles-Pop und Singer-Songwriter-Musik pendelnden Alben wie "Soul Circus" (2008), "Rooms For Giants" (2015), "Fairground Distractions" (2016) oder "The Poet" (2019). Und all diese Stil-Elemente hat nun auch "ungefähr genau hier.". 

Es sind herrlich produzierte und teilweise opulent arrangierte Songs, die gelegentlich an Josh Rouse, Neil Young oder Ron Sexsmith erinnern. (ROBERT CARL BLANK selbst gibt auf seiner Website unter anderem Keb Mo, B.B. King, Marc Cohn, Eva Cassidy, Neil Finn von Crowded House und G. Love & Special Sauce als Inspirationsquellen an.) Der Sophisticated-Pop-Song "Lieder für Dich", die wehmütige Ballade "Wie viel ist genug?" oder das bombastische "Vom großen Glück" etwa können mit ihrer melodischen Pracht regelrecht euphorisch stimmen. 

Textlich widmet sich der Sänger und Gitarrist einem sehr persönlichen, dem eigenen mittleren Alter angemessenen Thema - der Reise zu sich selbst. "Ich habe das Gefühl, jetzt erst nach so vielen Jahren des Songwritings und Aufnehmens aus der Tarnung zu kommen", sagt BLANK. "Was diese Enttarnung ausgelöst hat, weiß ich nicht, aber ich komme mit dieser Platte dichter an mich ran." Oft findet der Songschreiber dennoch mehr Fragen als Antworten: "Und ich begreif nicht/was hier vorgeht/Alles ist wie ein Traum/Ich war noch nie/so nah dran/und bin trotzdem/im Nebenraum“, singt er in "Tief genug", einem imaginären Brief an sich selbst. 

Neben dem Komponisten und Texter ROBERT CARL BLANK gibt es noch einen Musiker aus der durchaus üppig besetzten Band-Besetzung hervorzuheben: den Gitarristen, Keyboarder und Produzenten Jörn Schlüter, vielen Rockfans wohlbekannt als Autor für den deutschen "Rolling Stone" und als Bandleader der tollen Folkpop-Truppe Someday Jacob. Die beiden erfahrenen Musiker lernten sich auf einer gemeinsamen UK-Tournee kennen. 

"Ich wusste, dass ich diese Platte nicht ohne Hilfe machen könnte", betont ROBERT CARL BLANK. "Jörn Schlüter to the rescue! Man kann bei jeder Platte so unfassbar viele Fehler machen, aber bei diesem Album hat einfach alles von Anfang an in sich gegriffen. Ich habe nicht zu jedem Zeitpunkt immer alles begriffen, was wir da so an Aufnahmen gemacht haben, aber es gab ein Urvertrauen, das sich am Ende auch bestätigte." Im Booklet-Innenteil von "ungefähr genau hier." äußert sich BLANK noch euphorischer: "Jörn, ohne dich gäbe es dieses Album nicht. Danke! Dein Wahl der Musiker, dein Feingefühl für die Lieder, dein Gitarrenspiel, alles passte einfach ganz wundervoll zusammen."

Und warum nun, gut 20 Jahre nach dem Solo-Debüt "Steps", zum ersten Mal ein BLANK-Album auf Deutsch? "Ich fing quasi bei null an und stellte mir ständig die Frage: Wie soll meine Sprache klingen? Was ist meine Identität als Künstler, der nun auf Deutsch singt?", blickt der Singer-Songwriter zurück. "Es war eine riesige Herausforderung für mich, da ich im Englischen immer sehr blumig getextet habe. Aber die Schärfe der deutschen Sprache hat mir gutgetan. Ich habe viel Neues entdeckt.“ Wir Hörer können nun froh sein über diese Selbstüberwindung mit anschließender Selbstentdeckung.

FAZIT: Er ist ein alter Hase im Singer-Songwriter-Geschäft, dieser ROBERT CARL BLANK. Aber das heißt nicht, dass er stehenbleibt, um sich auf seinen Lorbeeren als englisch singender Musiker auszuruhen. Jetzt legt der Hamburger erstmals ein ganzes Album auf Deutsch vor. Und das Ergebnis begeistert in jeder Hinsicht. Ja, "ungefähr genau hier." ist ein Meisterstück des Liedermacher-Pop und ein Kandidat für die Bestenlisten 2024.

Werner Herpell (Info) (Review 2923x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Ungefähr genau hier
  • Der Seemann
  • Die Zeichen werden lauter
  • Tief genug
  • Bis zehn
  • Der Baum
  • Das Gericht
  • Lieder für dich
  • Wie viel ist genug?
  • Vom großen Glück
  • Veränderung bleibt
  • Autopilot
  • Ein bisschen mehr

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Rainer Thielmann
gepostet am: 07.06.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Ein rundum gelungenes, kunstvolles Album, zudem sehr schön gespielt & arrangiert. Die deutschen Texte sind reif und (für ein 1. Album mit deutschen Texten) überraschend poetisch & filigran. Man nimmt Robert jedes Wort ab, seine Stimme klingt nach einiger Lebenserfahrung, sie harmoniert schön mit den „tiefen Texten“, alles ist sehr authentisch und echt. Erzählerisches, Balladeskes, Melancholisches überwiegt, was mir persönlich überaus gut gefällt. Dennoch wird auf Dynamik Wert gelegt, sowohl in den Gesangs-Melodien als auch in den Arrangements. Herzliche Gratulation zu dieser warmen, ehrlichen und ans Herz gehenden Platte.
Rainer Thielmann
gepostet am: 07.06.2024

User-Wertung:
13 Punkte

Ein rundum gelungenes, kunstvolles Album, zudem sehr schön gespielt & arrangiert. Die deutschen Texte sind reif und (für ein 1. Album mit deutschen Texten) überraschend poetisch & filigran. Man nimmt Robert jedes Wort ab, seine Stimme klingt nach einiger Lebenserfahrung, sie harmoniert schön mit den „tiefen Texten“, alles ist sehr authentisch und echt. Erzählerisches, Balladeskes, Melancholisches überwiegt, was mir persönlich überaus gut gefällt. Dennoch wird auf Dynamik Wert gelegt, sowohl in den Gesangs-Melodien als auch in den Arrangements. Herzliche Gratulation zu dieser warmen, ehrlichen und ans Herz gehenden Platte.
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